Regiopole
Heute stellt der Eurodistrict SaarMoselle eine geographische Einheit dar, die konkrete Projekte braucht. Die Projekte müssen auf eine dauerhafte Kooperation angelegt sein und sich dazu eignen, die kulturelle Praxis von Publikum, Kulturschaffenden und Künstlern in diesem Gebiet zu verändern.
Mobilität des Publikums
Auch jetzt schon fahren viele Zuschauer oder Besucher über die Grenze, um ein qualitativ hochwertiges künstlerisches oder kulturelles Angebot wahrzunehmen, aber es handelt sich dabei um eine eher gut informierte, zweisprachige Bevölkerungsschicht. Unsere Aufgabe ist es, diese Praxis für neue Zuschauer zu erschließen, auch wenn sie die Nachbarsprache nicht beherrschen.
Mobilität der Künstler und Kunstwerke
Zahlreiche Hindernisse erschweren zweisprachige oder deutsch-französische künstlerische Angebote, vor allem bei der aktuellen Bühnenkunst. Die Verschiedenartigkeit der wirtschaftlichen, administrativen und technischen Normen kann Anbieter oder Veranstalter von lohnenswerten künstlerischen Abenteuern abschrecken.
Zusammenarbeit der Kulturschaffenden
Trotz der Nähe der Künstler und Anbieter von Kunst und Kultur in unserem Gebiet gibt es kaum oder wenig dauerhafte Kooperationen. Häufig sind sie gebunden an Persönlichkeiten innerhalb der Einrichtungen, die für Kooperation offen sind, deren Tätigkeit allerdings nicht ganzjährig angelegt ist. Diese Situation führt zu einer großen Personalfluktuation und daher zum Verlust der erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen im grenzüber-schreitenden Bereich.
Unsere jeweiligen Einrichtungen sind im Bereich der aktuellen Bühnenkunst tätig, und zwar in einem Gebiet, mit einem Publikum und einem Auftrag, die sich ergänzen. Eine intensivere Zusammenarbeit, die auch neue Schwerpunkte setzt sowie bestehende Projekte weiterführt, wird unsere Einrichtungen stärken und zahlreiche weitere Partnerschaften nach sich ziehen.
Maßnahmen
Wir wollen unsere Projekte zur Gewinnung neuer Publikumsschichten im Rahmen bestehender Veranstaltungen durchführen, wie dem Festival Perspectives, der kommenden Spielzeiten des Carreau oder des Festival Primeurs, aber ebenso werden wir neue Schwerpunkte für junges Publikum und beim Tanz anbieten. Außerdem sind Radiohörspiele im öffentlichen Raum geplant.
Ziele
Unser dreijähriges Projekt gründet sich auf drei Achsen der Entwicklung und Innovation: die Freizügigkeit des Publikums im Eurodistrict und in der Großregion, die Freizügigkeit der Künstler und Kunstwerke im deutsch-französischen kulturellen Raum und die Zusammenarbeit der Kultur- und Kunstschaffenden im Eurodistrict.
Förderung der Freizügigkeit des Publikums im Eurodistrict und in der Großregion
In den drei Projektjahren werden wir den Zugang des Publikums zu bestehenden wie geplanten künstlerischen Projekten innerhalb der Regiopole erleichtern. Wir werden die Hindernisse der Freizügigkeit der Zuschauer abbauen:
Sprachliche Hindernisse
Zumeist nutzen nur zweisprachige Personen das grenzüberschreitende Kulturangebot. Wir wollen es mithilfe von zweisprachigem Personal bei der Telefonauskunft und an den Vorverkaufsstellen für alle zugänglich machen wie auch durch die Übertitelung der Stücke und eine zweisprachige Beschilderung in und an den Spielstätten. Durch Vorstellungen in der Originalsprache für das allgemeine und das junge Publikum soll die Sprachpraxis der jeweiligen Nachbarsprache gefördert werden.?
Geographische Hindernisse
Im grenzüberschreitenden Raum gibt es – vor allem abends – noch nicht genügend öffentliche Verkehrsangebote, daher müssen wir einen Pendelverkehr einrichten, der es ermöglicht, die einzelnen Spielorte zu erreichen.
Soziale Hindernisse
Zwischen den einzelnen Nachbareinrichtungen kann es recht starke Preisunterschiede geben. Im Sinne eines einfacheren Austauschs des Publikums sieht das Projekt die Erstellung einer einheitlichen Preistabelle für Projekte im Rahmen von ArtBrücken vor.
Kulturelle Hindernisse
Wir wollen die Zuschauer bei ihrer Freizeitgestaltung durch Vermittlung und Sensibilisierung unterstützen, um Kunstformen, die als elitär oder kostspielig gelten, zugänglich zu machen (insbesondere Oper und Tanz).
Wo es immer mehr Angebote der Theatereinrichtungen und Gebietskörperschaften gibt, um neues Publikum zu erschließen, werden die Veranstalter zu Konkurrenten. Diesem negativen Effekt wollen wir durch eine Abstimmung der Angebote in der Großregion begegnen und so die Vielfalt und die Partnerschaften in den Gebieten fördern.
Für eine wirkliche grenzüberschreitende sichtbare, erweiterte Kommunikation braucht es wiederum Koordinierung und Harmonisierung aller Kommunikation und Information.
Förderung der Freizügigkeit der Künstler und Kunstwerke im kulturellen deutsch-französischen Raum
Obgleich der politische Wille in den einzelnen Ländern gegeben ist, ist der deutsch-französische Kulturraum nicht so weit entwickelt wie er es sein könnte, da die Hindernisse der Freizügigkeit der Kunstwerke und Künstler weiterhin schwer zu überwinden sind, seien sie technischer, sprachlicher oder wirtschaftlicher Art.
Es ist unsere Aufgabe, die Freizügigkeit der Künstler durch Schaffung gemischter Teams zu fördern, um neue Arbeitsweisen zu erforschen, die an den deutsch-französischen Raum angepasst sind, und so Techniken abzugleichen und die Netzwerke der Kulturschaffenden zu bündeln.
Wir wollen darüber hinaus Kunstwerke einer möglichst großen Öffentlichkeit zugänglich machen, indem wir die Verbreitungs- und Vermittlungsressourcen unserer Einrichtungen nutzen. Mithilfe der Analyse der Reaktionen des Publikums, der unterschiedlichen Interessen, des Publikumsempfangs und der Gewohnheiten in beiden Ländern können wir besser auf unser Publikum zu- und eingehen.
Anstelle des Versuchs einer formalen und verwaltungstechnischen Harmonisierung setzen wir darauf, praktische Lösungen aus der konkreten Arbeitssituation heraus zu finden, indem wir die künstlerischen Teams bei ihrer Suche nach Lösungen begleiten: Abgleich der Normen und Vorschriften, Aufstellung gemeinsamer administrativer, buchhalterischer und finanztechnischer Regeln.
Förderung der Kooperation unter Theater- und Kulturschaffenden im Eurodistrict
Entwicklung des Netzwerks
Der durch vorangegangene Kooperationen entstandene Kern des Netzwerks wird durch neue Partner der zeitgenössischen Bühnenkunst erweitert. Zu den beiden Projektpartnern gesellen sich das Schauspielensemble des Saarländischen Staatstheaters, SR2 KulturRadio, das Institut Français/Bureau du Théâtre et de la Danse. Die Donlon Dance Company von Marguerite Donlon (Saarländischen Staatstheater), die TheaterCompagnie Lion und die Compagnie des Piétons de la Place des Fêtes sind als neue Partner dazugekommen.
Sobald der engere Kern konsolidiert ist, können wir das Kooperationsnetz in den gesamten Raum der Großregion und der deutsch-französischen Grenzregionen ausdehnen, so dass daraus sowohl ein Netz für Kunstschaffende als auch ein Netz des Austausches für die Bereiche Verwaltung und Technik wird.
Fachtreffen
Um zu einem intensiven, effizienten Austausch zu gelangen, wollen wir die Schwerpunkte des Projekts ArtBrücken nutzen (insbesondere Festival Primeurs), um Fach- und Künstlertreffen zu den genannten Themen zu veranstalten (in Partnerschaft mit dem Kulturraum Großregion).
Weiterbildung der Kulturschaffenden
Der Bereich Ausbildung ist wichtig, um den Kulturschaffenden gemeinsame Bezugspunkte und Praktiken an die Hand zu geben, die sich innerhalb der kulturellen Einrichtungen des Eurodistricts entwickeln. Gemeinsam mit dem AFDAS (Versicherungsfonds zur Ausbildung in Theaterberufen) und Spectacle Vivant en Lorraine können wir ein an die Bedürfnisse der grenzüberschreitenden Kulturschaffenden angepasstes Ausbildungsangebot entwickeln.